Kompressionstherapie

Kompression bedeutet „Druck“. In der Kompressionstherapie wird „Druck“ als therapeutisches Mittel eingesetzt um Ödeme zu behandeln. Im medizinischen Sinne stellt ein Ödem eine Flüssigkeitsansammlung im Gewebe dar.

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Häufig treten Ödeme in den Beinen auf, können aber neben den Armen auch an anderen Körperstellen entstehen. Nicht alle Ödeme sind krankhaft bedingt. Schwellungen in den Beinen nach langem Sitzen oder Stehen, sowie bei warmen Temperaturen werden als orthostatische Ödeme bezeichnet und verschwinden von alleine wieder. Auch Wassereinlagerungen die durch hormonelle Veränderungen wie beispielsweise im Kontext des prämenstruellen Syndroms, sprich in den Tagen vor dem Eintreten der Menstruation oder während einer Schwangerschaft auftreten verschwinden in der Regel wieder. In der Schwangerschaft beispielsweise können zur Entlastung Kompressionsstrümpfe durch den Arzt verschrieben werden. Anders verhält es sich bei pathologischen, das heißt durch Krankheit bedingten Ödemen. Sie verschwinden meist nicht spontan und bedürfen einer Behandlung.

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Die Kompressionstherapie ist eine Therapieform mit sehr hoher Wirksamkeit und ohne Nebenwirkungen. Wichtig sind allerdings eine eindeutige Indikation und die richtig gewählte Art der Kompression. In der Kategorie der pathologisch bedingten Ödemen sind eindeutige Indikationen:
  • Lymphödeme
  • Lipödeme und deren Mischform die Lipo-Lymphödeme
  • Phlebödeme (durch Venenerkrankungen hervorgerufene Ödeme) sowie deren Mischform Phlebo-Lymphödeme
  • Traumatische Ödeme (durch verletze Strukturen)
  • Inaktivitätsödeme
Die Indikation im Vorfeld genauestens abzuklären ist sehr wichtig da es im Bereich der Ödemarten und verschiedenen Erkrankungen solche gibt die absolute Kontraindikationen darstellen. Hierzu zählen zum Beispiel die fortgeschrittene periphere arterielle Verschlusskrankheit, die dekompensierte Herzinsuffizienz und kardiale Ödeme. Bei weiteren relativen Kontraindikationen bedarf es immer ärztlicher Abklärung. Hierzu zählen Wundrosen, nässende Dermatosen, fortgeschrittene periphere Neuronathie und Diabetes mellitus.

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Rundgestricke versus flachgestrickte Strümpfe

Arbeitsdruck:

Aktive Muskulatur erzeugt von innen einen Druck gegen den Kompressionsstrumpf oder die Bandage. Je stärker die Muskeln arbeiten und je weniger der Strumpf nachgibt desto höher ist der Arbeitsdruck und desto besser ist die Wirkung in der Tiefe. Im Fall der rundgestrickten Kompressionsstrümpfe, welche sehr dehnbar sind ist der Arbeitsdruck folglich niedriger als bei flachgestrickten Strümpfen.

Je nach dem welche Indikation vorliegt wird entschieden welche Art von Kompressionsstrümpfen zum Einsatz kommen. Neben der Angabe, ob bei der Beinversorgung der Patient mit Kniestrümpfen, oberschenkellangen Strümpfen oder Strumpfhosen versorgt werden soll, muss der behandelnde Arzt ebenfalls die Kompressionsklasse festlegen. Hierbei handelt es sich um unterschiedliche Druckstufen. Neben dem definierten Druck ist die Art des Kompressionsmittels von Bedeutung. Man unterscheidet zwischen rund- und flachgestrickten Strümpfen. Rundgestrickte Kompressionsstrümpfe werden in erster Linie bei Venenerkrankungen eingesetzt. Sie haben keine Naht und werden auf einem Zylinder gestrickt. Die Maschenzahl ist gleichbleibend, nur ihre Maschengröße variiert. Sie sind dadurch sehr dehnbar und haben eine niedrigere Wandstabilität was zu einem niedrigen Arbeitsdruck (siehe Infokasten Arbeitsdruck) führt. Flachgestrickte Stümpfe hingegen haben immer eine Naht. Sie werden in flachen Reihen gestrickt und je nach Position variiert auch die Maschenzahl. Durch dieses Strickverfahren ist eine individuelle Anpassung an die jeweils zu versorgende Region möglich. Ihre Dehnung ist niedrig und ihre Wandstabilität hoch. Sie zeichnen sich durch einen hohen Arbeitsdruck aus und dem Gewebe wird ein höherer Druck entgegengesetzt als bei rundgestrickten Strümpfen. Flachgestrickte Strümpfe werden zur Lymph- und Lipödem-Therapie eingesetzt. Wichtig ist, dass nur flachgestrickte Kompressionsstrümpfe durch ihre hohe Wandstabilität genug Widerstand bieten um eine Ausbreitung von Ödemen zu verhindern. Neben den klassischen knielangen und oberschenkellangen Strümpfen sowie den Strumpfhosen gibt es hier noch weitere Versorgungsmöglichkeiten. Vielfältige Kombinationen von Bermudahosen mit Oberschenkelstrümpfen, Caprihosen mit Kniestrümpfen bis hin zu Zehenkappen oder Handschuhen bei Armversorgungen sind machbar. Versorgt werden kann nahezu jeder Körperbereich. Neben den Beinen, den Armen und dem Thorax sind auch Kopfversorgungen möglich. Zur optimalen Wirkung und für eine gute Passform stehen dem Experten zahlreiche Zusätze zur Verfügung. Pelotten sorgen für einen gleichmäßigen Druck oder auch um an wichtigen Stellen optimalen Druck zu erhalten. Einkehren, Entlastungszonen, Reißverschlüsse und Silberfäden sind Beispiele für besseren Komfort. All diese Optionen sollten mit Bedacht gewählt werden, denn bei einer falschen Bestrumpfung können sich die Ödeme verschlechtern und auch ungewollte Komplikationen können auftreten.

Rundgestrickte KompressionsstrümpfeFlachgestrickte Kompressionsstrümpfe
Nahtohne Nahtmit Naht
Gestrick
auf rundem Zylinder gestrickt
in flachen Reihen gestrickt
Maschenzahleinheitliche Maschenzahlvariabel
FormForm durch variable Maschengröße und Vorspannung des Schussfadens
Form durch variable Maschenzahl, Schussfaden eingelegt
Dehnungsfähigkeithohe Dehnungsfähigkeit
niedrige Dehnung
SchussfadenSchussfaden unumwunden
Schussfaden umwunden
ArbeitsdruckArbeitsdruck niedrigArbeitsdruck hoch
Wirkung auf GefäßeWirkung auf Gefäße – Venen
Primäre Wirkung: Erhöhung des Gewebedrucks, sekundäre Wirkung auf die Gefäße