LIPÖDEM   

1. Einleitung
2. Ursachen
3. Symptome
4. Klassifizierung
5. Diagnostik
6. Therapie

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Lipödem Einleitung

Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung die ausschließlich Frauen betrifft und durch eine Fettverteilungsstörung, Hämatomneigung (Bluterguss), sowie dem sogenannten Berstungsschmerz gekennzeichnet ist. Sie grenzt sich somit von der klassischen Lipohypertrophie ab, kann sich jedoch aus einer solchen entwickeln. Ein Lipödem zählt zu den progredienten Erkrankungen, was „fortschreitend“ bedeutet. Betroffene sind mit einem zunehmend schweren Verlauf konfrontiert. Unbehandelt kann sich im fortgeschrittenen Stadium neben dem Lipödem ein Lymphödem entwickeln, was zusammengefasst als Lipo-Lymphödem bezeichnet wird. Die Vermehrung des Unterhautfettgewebes findet dabei stets symmetrisch statt und betrifft ausschließlich für das Lipödem typische Körperstellen. Die Veränderungen können vom Beckenkamm bis zum Sprunggelenk reichen und somit die kompletten Beine betreffen, oder auch nur den Ober- bzw. nur den Unterschenkel. In über 30 % der Fälle sind auch die oberen Extremitäten - häufiger ausschließlich die Oberarme - mit betroffen. Zieht sich die Fettgewebsvermehrung gleichmäßig über das ganze Bein, so spricht man von einem „Säulenbein“. Das Gewebe kann sich aber auch wulstartig zum nächsten Extremitätenabschnitt vermehren und im weiteren Krankheitsverlauf an Oberschenkel- und Knieinnenseite, sowie im Bereich der Sprunggelenke lokal ansammeln. Dies wird als „Suavenhosenphänomen“ bezeichnet. Optisch auffällig kann gerade bei schlanken Frauen der oftmals große Unterschied zwischen einem sehr schmalen Oberkörper zu sehr voluminösen Beinen sein. Fettzellen des Lipödems lassen sich durch Diäten nicht „schmelzen“. Sie liegen auf gesundem Körperfett und Muskulatur.

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Lipödem Ursache

Ein Lipödem manifestiert sich häufig nach der Pubertät oder einer Schwangerschaft. Es kann aber auch in anderen Lebensabschnitten entstehen. Oft zeigt es sich dann zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr oder nach der Menopause. Da nicht selten mehrere Frauen innerhalb einer Familie betroffen sind, wird von einer genetischen Veranlagung bei der Entstehung eines Lipödems ausgegangen. Wie und warum es zu der beschriebenen Fettgewebsvermehrung kommt ist bisher jedoch weitestgehend unklar. Experten schließen beispielsweise auch einen hormonellen Hintergrund nicht aus. Ebenfalls unklar ist, ob es sich bei der Vermehrung des Gewebes um Hypertrophie (=Vergrößerung der Zellen) oder Hyperplasie (=vermehrte Zellteilung) der Fettzellen handelt. Auch eine Kombination aus beidem scheint denkbar. Zusätzlich zur Fettvolumenvermehrung liegt eine Störung der Kapillarpermeabilität vor. Das bedeutet, das die Durchlässigkeit für Flüssigkeiten in den kleinsten Blutgefäßen gestört ist und vermehrt Flüssigkeit in die Zellzwischenräume gelangt. Das zunächst intakte Lymphsystem reagiert mit einem gesteigerten Lympftransport. Auf lange Sicht kann diese hohe Dauerbelastung jedoch dem Lymphsystem schaden und es ist nicht mehr in der Lage die anfallende Gewebsflüssigkeit abzutransportieren. In dem Fall kommt es zu Ödemen.

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Lipödem Symptome

Die mentale Belastung ist für an Lipödem erkrankte Frauen meist immens. Wer betroffen ist leidet oftmals unter einer stark eingeschränkten Lebensqualität. Zur belastenden Volumenzunahme kommt die Disproportion zwischen Oberkörper und unterer Körperhälfte. Hinzu kommen physiologische Symptome. Betroffene berichten von starken Spannungsgefühlen nach langem Stehen oder Sitzen. In Kombination mit dem typischen Berührungs- und Druckschmerz werden diese Symptome als „Berstungsschmerz“ zusammengefasst. Beschrieben wird der Schmerz häufig als „dumpf“, „drückend“ und „schwer“. Im Verlauf der Erkrankung kommt es aufgrund der Fettvermehrung an den Beininnenseiten auch zu Veränderungen im Gangbild und einer Fehlbelastung der Gelenke.

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Lipödem Einteilung nach Schweregrad

  1. Stadium 1
    Das Hautbild gleicht einer „Orangenhaut“. Die Hautoberfläche ist noch glatt, die Unterhaut verdickt. Die Fettstruktur ist feinknotig.
  2. Stadium 2
    Das Hautbild gleicht der Struktur einer Matratze weshalb sie auch als „Matratzenhaut“ bezeichnet wird. Die Hautoberfläche ist uneben. Die Fettstruktur ist grobknotig.
  3. Stadium 3
    Zusätzlich zur beschriebenen Hautbeschaffenheit bilden sich grobe, deformierende Fettlappen aus.

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Lipödem Diagnostik

Erfahrene Ärzte im Bereich Lipödem diagnostizieren in der Regel mittels Anamnese, Inspektion und Palpation (Untersuchung der betroffenen Körperstellen durch Betasten). Aber auch weitere Untersuchungen wie zum Beispiel eine indirekte Lymphografie oder einer Lymphzintigrafie sind zur Abklärung möglich.
Charakteristische Merkmale sind:

  • Zeitpunkt des Auftretens
  • Disproportion der Extremitäten zum Körperstamm
  • Fuß- und Handrücken sind Ödemfrei
  • Wird Druck ausgeübt, hinterlässt das Gewebe keine Dellen
  • Mehrere Familienmitglieder sind betroffen
  • Umfangsreduzierung durch Diät nicht möglich
  • Verstärkter Druckschmerz
  • Normale Berührungen können vereinzelt als schmerzhaft empfunden werden
  • Betroffene neigen zur Hämatombildung - sogar durch unmerkliche Anlässe

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Lipödem Therapie

Zur Behandlung des Lipödems wird oftmals eine Kombination aus konservativen und operativen Maßnahmen empfohlen. Hierzu zählt die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE), die sich aus folgenden Bereichen zusammensetzt:

  1. Manuelle Lymphdrainage
  2. Kompression
  3. Bewegungstherapie
  4. Hautpflege
Die physikalische Entstauungstherapie hat das Ziel die Symptome zu lindern, die Form der Beine bleibt jedoch bestehen. Mittels operativer Maßnahmen besteht die Möglichkeit das Fettgewebe zu reduzieren, was eine Schmerzlinderung und eine verbesserte Beinform mit sich bringt. Hauptziel ist hierbei die lymphatischen Strukturen zu entlasten und Veränderungen an den Gelenken vorzubeugen. Heilen lässt sich das Lipödem dadurch nicht. Da die Gewebsdurchlässigkeit weiterhin besteht, gehören die manuelle Lymphdrainage und das Tragen von Kompressionsstrümpfen für die meisten Patientinnen weiterhin zum Alltag.